Encourage Diversity

I'll start in German because I reference a German article, but I'll provide you with a translation/summary of what this is about below! To those who understand both, I recommend reading the English version of my rant because imo it's just much better worded :'D

Via Dunkelsüß wurde ich Aufmerksam auf einen Artikel einer österreichischen Jugendfeminismus-Plattform (oder irgendsowas):

MonA-Net ist ein Online-Netzwerk, das vor allem Mädchen und junge Frauen in ganz Österreich anspricht und ihnen die Möglichkeit gibt sich hier zielgruppengerecht zu informieren.

So trocken und sachlich sich das für dich auch anhören mag, hier geht es um DICH !!!

...vorrausgesetzt du passt in das enge Schema dass diese Personen, die die Seite gestalten, offenbar von der jungen Damenwelt hat.

Der Artikel um den es geht behandelt das Thema Lolita-Mode und wurde im Online-Magazin Teil der Seite veröffentlicht. Dort ist die Rede von "Puppen-ähnlichen Kostüme", "Mädi-Look", "Kult" und "Doppelleben".
Abschließend ist man der Meinung "Ob diese fragwürdige Moderichtung auch bei uns Einzug hält ist fraglich." [sic]

Zusammenfassend kann man also sagen dass ich als Lolita ein einer nicht vorhandenen Minderheit/Subkultur angehörendes, dumm-naives, verlogenes, aufmerksamkeitsgeiles Püppchen bin.

It's a WIP, thus the unfinished parts but it suits the topic so I wanted to show it!
Okay, erwischt. Ich trage in der Uni und im Labor kein Lolita, führe also wahrhaftig ein "Doppelleben". Allerdings werfe ich mich zu Hause dann auch nicht in Lolita, sondern in bequeme Klamotten. Und neben Lolita trage ich auch andere Kleidungsstile wenn ich ausgehe. Also führe ich sogar ein noch viel mysteriöseres Dreifach- oder gar Vierfachleben! Und aufmerksamkeitsgeil, naja, das bin ich vielleicht, aber definitiv nicht geil nach der Aufmerksamkeit fremder Männer, abgesehen davon dass die meisten (die ich kenne) sich von der Lolita Mode ja nicht unbedingt ästhetisch angesprochen fühlen. Dennoch, nach dem Genuss dieses Artikels entdecke ich eine gewisse Diskrepanz zwischen dem was dort geschrieben steht und meiner Auffassung von Lolita. Aber die Pointe kommt ja bekanntlich zum Schluss, und dieser Schlusssatz hat es mir richtig angetan:

Selbstbewusste junge Frauen haben es nicht nötig zu unmündigen "Puppenmädchen" zu mutieren.

Also da kann ich nur sagen... bringt ihr mal das fucking Selbstbewusstsein auf in voller Sweet-Lolita Montur auf die Straße zu gehen!  Auch noch heutzutage kann es einem leicht passieren dass man ausgelacht und beschimpft wird, weil man anders ist und sich von der grauen Masse abhebt. Aber gerade das zeugt von Selbstbewusstsein. Wir treffen uns nicht in kleinen sektiererischen Gruppen unseres "Lolita-Kults" in denen wir unser mysteriöses, geheim-geheimes Doppelleben diskutieren, sondern wir nutzen eine gemeinsame Leidenschaft um Netzwerke, neue Kontakte zu knüpfen, und Freunde zu finden. Dabei ist es egal ob man im "Doppelleben" Krankenpflegerin, Supermarktangestellte, Chemikerin, Studentin oder Schülerin ist, denn die Treffen werden einfach dazu genutzt Spaß zu haben, bei Ausflügen, Museums- oder Kaffeehausbesuchen oder Picknicks. 

Wir sind selbstbewusste junge Frauen die diese Mode tragen, weil sie uns gefällt, und nicht weil wir jemandem damit gefallen wollen.

Diese Stelle hat es mir ja auch angetan:

Bei der Aussagekraft der Lolita-Bewegung und wofür sie steht scheiden sich die Geister. Die einen sagen,dass der "Mädi-Look" ein Zeichen der Angst vor wirtschaftlicher Unsicherheit in Japan ist. Durch den Baby-Kleidungsstil würden die Mädels der "sorgenfreien Zeit" der Kindheit nachtrauern.

Ein "Die anderen sagen...", eine Gegenüberstellung mit Gegenargumenten dieser negativ behafteten Darstellung, eine andere Erklärung, erwartet man aber vergeblich. Da hilft auch das Gerede von Unanpassungsfähigkeit und Anders-Sein nicht mehr, denn mit Lolita hat das in erster Linie nicht mehr zu tun als mit allen anderen Moden und Subkulturen auch. An dieser Stelle hätte ich mir sehr gewünscht, dass man vielleicht eine sachliche Erklärung von einer Quelle wie Dunkelsüß oder lolitafashion.org, wie es von wikipedia zitiert wird, zulässt, die weder von Angst noch Unsicherheit, sondern von einem Trend gegen die Übersexualisierung der Frau sprechen. Eigentlich doch etwas, das von einem feministischen Standpunkt her begrüßenswert sein könnte, wenn man sich denn die Mühe machen würde, da ein wenig genauer zu recherchieren...

Über die Auslegung der Moderichtung gibt es ja immer wieder Diskussionen. Age-Play, Kindchenschema und  Püppchenkleider sind da oft gebrauchte Schlagworte, aber wenn man sich ein wenig mit der Mode beschäftigt stellt man ziemlich schnell fest dass es auch sehr elegante und auch gar-nicht-kindische Ausprägungen des Stils gibt. Das würde aber erstmal voraussetzen dass man sich mit der Mode überhaupt beschäftigt bevor man einen Artikel darüber schreibt. Es wäre so einfach, sich zB im Dunkelsüß-Lexikon über die Mode zu informieren, und den weiterführenden Links zu folgen. Aber das war offensichtlich schon zu viel verlangt, denn nach dem Lesen des Artikels muss man davon ausgehen dass sich von den VerantwortlichINNEN niemand diese Mühe gemacht hat. Denn so weit zu gehen da eine Böswilligkeit zu unterstellen indem man wider besseren Wissens Lolitamode so darstellt, das will ich nun nicht...

Anscheinend halten sich die Damen des redaktionellen Teams auch nicht so recht an ihre eigene Nettiquette die da gleich als erster Punkt besagt

 Versetze dich immer erst in die Lage derjenigen, die du anschreibst! Überlege dir beim Schreiben genau, wie das, was du mitteilst, wohl bei deinem Gegenüber ankommt. Mit einem unüberlegtem Wort schießt du schnell übers Ziel hinaus.
Vergiss nie: Auch am "anderen Ende" sitzt ein Mensch wie du! Die wenigsten "Userinnen" denken leider daran, dass ihre Nachrichten nicht von Computern gelesen werden. Schreibe nie etwas, was du deinem Gegenüber nicht auch ins Gesicht sagen würdest.  

Aber Feministinnen haben es offenbar nicht nötig sich in die Lage von dummen Puppenmädchen zu versetzen. Anscheinend sind wir halt keine "Menschen" und deswegen kann man so herablassend über uns sprechen.

Ich trage noch nicht lange Lolita, doch gerade mein erstes Treffen mit Lolitas aus der Umgebung hat mir gezeigt wie toll und offen diese Community ist und ich fühle mich ihr auch sehr stark zugehörig. Ich beschäftige mich nun schon seit über drei Jahren sehr eingehend mit dieser Mode, auch wenn ich sie selbst noch nicht annähernd so lange trage, und fühlte mich von dieser herablassenden und vor Allem fehlerhaften Berichterstattung einfach nur verarscht und ehrlich gesagt in meinem Selbstwertgefühl von den Verfassern beleidigt. Aber die Zielgruppe dieser Seite sind wohl jüngere, verunsichertere Mädchen als ich, die noch schön "formbar" sind und denen man einreden kann was "richtig" und "falsch" ist. Die in ihrem Charakter und ihrem Selbstbewusstsein eben noch nicht so gefestigt sind, dass sie so Aussagen wie " Selbstbewusste junge Frauen haben es nicht nötig zu unmündigen 'Puppenmädchen' zu mutieren." eben doch beeinflussen. Denn "selbstbewusste junge Mädchen" haben vor Allem eines nicht nötig, und das ist sich von EUCH vorschreiben zu lassen was sie angeblich nötig haben und was nicht!

In meinen Augen ist es eine absolute Fehlinterpretation der Emanzipation, dass man diese umkehrt und alles was mit vermeintlich "weiblichen" Attributen versehen ist, verteufelt und verbieten will. Dadurch erlegt man sich als Frau doch erst recht wieder Schranken auf. Ich darf nicht nähen, weil das dem altmodischen Rollenbild meines Geschlechts enstpricht? Darf keine Freude am Kochen und Backen haben, weil ich eine emanzipierte Frau sein soll (die sich von Fastfood ernährt, oder wie darf ich mir das vorstellen?) ? Ich darf mich nicht hübsch anziehen weil - weil was? Weil ich dadurch das mir von anderen auferlegte Rollenbild festige?

Ich muss also Hosen tragen damit ich tough und emanzipiert bin.
Und wenn ich keine Hosen sondern hübsche Kleidchen trage, bin ich nicht emanzipiert.
Bin ich also selbst schuld, wenn ich mies behandelt werde wenn ich mich so kleide?
An welche Argumentationstaktik erinnert uns das denn ein wenig...?
Ist es nicht vielleicht vielmehr so dass durch feindselige, hasserfüllte Propaganda gegen alles was früher mal mit Weiblichkeit assoziiert wurde, die Frauen die diese Attribute ihr Eigen nennen und diese Aspekte in ihrem Leben schätzen, zu Opfern gemacht werden die sie gar nicht sind?

Das Ziel der Emanzipation ist heutzutage wohl nicht das Abschaffen der Geschlechterunterschiede sondern das Abschaffen des weiblichen Geschlechts, oder wie?

An die VerfasserINNEN des Artikels kann ich nur folgende Worte richten:

Wagte es nicht mir was von Mündigkeit zu erzählen, wenn ihr anderen sagt was sie zu tun und zu lassen haben.
Wagte es nichtvon Selbstbewusstsein zu sprechen und im gleichen Atemzug Menschen zu kritisieren die einer Minderheit angehören die nicht immer auf Akzeptanz trifft, und die trotzdem das tun und tragen was sie mag und gut finden!
UND WAGT ES VOR ALLEM NICHT über etwas zu urteilen das ihr nicht kennt und eure feindseligen, engstirnigen Sichtweisen dann auch noch vor einer freundlichen Richtigstellung zu verteidigen mit den Worten:
[...] wir werden den Artikel auf unserer Homepage nicht löschen. Ihre Meinung dazu entspricht nicht unseren Leitbild feministischer Mädchenarbeit.[...]
Reaktion auf das Schreiben der Dunkelsüß-Betreiberin Scarletsedusa

Ja, wenn man Intoleranz und Unverständnis sät und die Selbstbestimmung von jungen Frauen unterwandert, dann ist das halt ein sehr seltsames Leitbild. Aber ich verstehe schon, wieso mir das ganze so sauer aufstößt. Ich bin ja gar nicht in der Zielgruppe dieses Artikels. Ich bin ja bereits eine selbstbewusste, emanzipierte junge Frau, die macht was sie will und was ihr gefällt, frei von sozialen Schranken und Geschlechterklischees. Deswegen funktioniert diese destruktive, klischeedenkenfördernde Meinungs-Aufstempelei bei mir auch nicht.

Selbst in den süßestes, kindlichsten und niedlichsten Formen dieses Stils, ist es ein absoluter Trugschluss von der Kleidung auf die Persönlichkeit ihrer Trägerin zu schließen. Ich trage gerne Lolita, und fühlte mich wohl dabei. Ich trage auch gerne Nieten und Leder und Lackplateaustiefel wenn mir danach ist, denn auch darin fühle ich mich wohl. Ich trage was ich will, was mir gefällt, und nicht was irgendjemand meint dass ich als Frau zu tragen habe, und ich lasse mir weder Hosen noch Rocke verbieten!

Als Frau definiert das was ich tue offenbar zu 100% meiner Persönlichkeit und diese kann nicht über das was ich anhabe hinausgehen? Denn nach dieser Sichtweise muss ich, weil ich mich wie eine Puppe herrichte, mich auch so verhalten und dumm wie ein "Püppchen" sein. Keine Rücksicht darauf wer ich wirklich bin und wo meine Stärken und besonderen Fähigkeiten liegen, keine Rücksicht auf meinen individuellen Charakter. Der interessiert hier nicht, denn ich bin ja nur ein dummes Püppchen das Kinderkleidchen trägt.

Und wie ist das eigentlich mit den Brolitas? Sind "wir" da tolerant genug zu sagen dass das deren freie Entfaltung ist sich so zu kleiden wie sie möchten, oder ist das bei denen auch unselbstbewusst und anti-emanzipatorisch? 


Viele Lolitas die ich kenne haben den Damen die diese Seite leiten jedenfalls trotz unfeministischen, dumm-püppchenhaften Daseins zumindest eines definitiv voraus:
Wir versuchen nicht unseren Kleidungsstil anderen Menschen aufzuzwingen und ihnen zu erklären was sie zu tun haben.
Dummes Püppchen over & out.
(Und ich weiß schon dass durch öffentliches Aufregen dieser Artikel wesentlich mehr Aufmerksamkeit bekommt als er verdient, aber ich finde dass solche Themen angesprochen werden müssen. Und deswegen werde ich auch eine abgeschwächte Form dieses Artikels an die Verfasser des Berichts senden, wie schon ein paar Lolitas von Dunkelsüß es getan haben.)


~♥~~♥~
translation

In case you're wondering what this all is about: this is a rant (you might have guessed from the lenght) and it's a particularly angry one, because it concernes my favorite least-favorite topic, namely feminism.

Via the Dunkelsüß community I came across a very misinformed and somewhat malign article about Lolita fashion on an Austrian internet platform for girls and young women. Lolita are depicted as dull, doll-like people who play dress up to delude themselves from their real life problems. They are criticized for wearing Lolita as a costume that aids them in fleeing from reality, while in "real life", (i.e. at school or work) they dress normally. The fashion is depreciated by calling it childish and basically a sign of lack of self-confidence.

But Lolita fashion is nothing like it is described there. While some people might wear it because it remembers them of their childhood, just as some people wear it as a fetish, the majority of people wearing Lolita are just people wearing clothes they like and feel good with. The people who rote this article however, describe Lolitas as stupid little dolls and openly tell their readers that basically, "no self-respecting, self-confident girl should dress this way".

And they probably don't see why this statement is just wrong on so many levels.

Firstly, they abuse their power as a platform aimed specifically at young girls and young women to present to them something they probably don't know in a very one-sided, negative way. They add a certain connotation by using words such as "cult", "double life" and "questionable fashion". A very, very negative connotation.

At one point they say that "self-confident young women shouldn't feel the need to mutate into minor doll-girls". The word "minor" ("unmündig") in this context is used in a way that doesn't come across that well in English I suppose, but they basically mean it in the sense of "unable or not qualified to make decisions about their own lives by themselves". So this rant is like an open letter addressed to that writer or these writers.

Tell me again how we, as a group of young women (and also men, let's not forget about Brolitas here), who dress in poofy dresses with frills and lace, who wear big bonnets and hairdos and colorful wigs and carry parasols and other extravagant accessories, are not self-confident when we walk on the streets like that. On Austrian streets it's something like the visual equivalent of screaming out loud. In a crowd, people probably won't notice so easily, but when they spot (hear) you, you'll have their attention. And it's not always positive. It takes fucking guts to go out like this, and I had my share of negative feedback in public. But I grew stronger and stronger and it doesn't bother me anymore. It doesn't bother me what anybody else might think about the fashion - that it looks childish, ridiculous, strange. So go on and tell me how I have no self-confidence, when I have so much more self-confidence today than years ago, before I was into Lolita, when I was bullied throughout high school and developed body dysmorphic disorder.

Tell me again how we, as an incredibly diverse group of lovers of this fashion, are all brainwashed dolls who can't make their on decision. Tell me, as a 22-year old student who moved out at the age of 19, who lived abroad all by herself for half a year, who is only dependent on her mother fianancially because as a full -time student it's not so easily possible to support oneself financially, is not capable of living their own, "grown up" life. Tell me how we hold hands and lick lollipops together to reminisce of our childhood at meet ups (that's taken from their article by the way), when what we actually do is get together to talk, have fun, meet new people and make friends?

Tell me again how according to you it's "questionable if this questionable fashion will find it's way to Austria". Guess what,  it already has. We might be a small enough minority for you to look down on, to talk about condescendingly, with your high-and-mighty know-it-all attitude, when in fact you know jackshit about this fashion and obviously either didn't put any effort into research or are deliberately spreading your distorted view on the topic. But I as an individual won't stand by idly and let that happen.

You call yourself a platform for girls and young women.
Well, you might have guessed, we're young Austrian women too, so we should deserve a fair coverage of our community on your website. Instead you hold on to your false information and tell a Dunkelsüß member, who took the time to write to you and ask for correction of the facts that you "won't delete the article" because her opinion "doesn't suit" your "concept of girl-specific youth work". Way to brush off a critic!

So go on, discriminate, spread false information, indoctrinate young girls that anything out of the norm that remotely touches femininity in one way or another is bad and despicable. I just hope that one day people like you will realize that telling people what to do and what not to do is wrong, no matter who does it and how it's done.

Whether you forbid us to wear pants or skirts equals the same. You take away the choice. You take away the chance to find out what we like for ourselves, and live our lives like we want to. You depreciate attributes coupled to the female gender by stigmatizing it, therefore actively promoting a gender-specific mindset. This is no anti-gender policy, this is an anti-female and anti-choice policy. And thinking that criticism of these narrow-minded ideas "doesn't suit your concept of girl-specific youth work" speaks for itself.

In the end the main difference between you who wrote this article and us Lolitas is that we do not judge you based on whether you wear Lolita or not, but we judge you by your words and actions. And these have cast a very damning light on you.